„green and grow“ schließen sich nicht aus

Wirtschaft und Nachhaltigkeit – ein ungleiches Paar? – Kolumne von Julian Schneider

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Symbolbild

Wirtschaft und Nachhaltigkeit passen zusammen wie der Teufel und das Weihwasser. Oder um es mit den Worten der Band Deichkind zu sagen: wie „Porzellan und Elefanten, Cops und Demonstranten, Keith and Mick, Sonny and Cher, Attac und Banken.“

Kolumnist: Julian Schneider, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land mbH
Kolumnist: Julian Schneider, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft St. Wendeler Land mbH

So oder so ähnlich würde es manches herkömmliche Wirtschaftsverständnis beschreiben. Nicht umsonst wird in nahezu allen Wirtschaftsfilmen, wenn es um Manager geht, das Bild raffgieriger Machtmenschen gezeichnet: Im Film „Wall Street“ verkörpert Michal Douglas den habsüchtigen Finanzhai Gordon Gekko. 2013 erschien mit „The Wolf of Wall Street“ ein Film ähnlicher Colour, bei dem Leonardo Di Caprio den ehemaligen US-Börsenmakler Jordan Belfort spielt. Die Liste weiterer Filme, die in das ähnliche Horn blasen, ist lang: Egal ob „Der große Crash“, „The Big Short“ oder die deutsche Serie „Bad Banks“ – überall agieren die handelnden Akteure egoistisch, kalt und ohne nachhaltige Leitlinien. Vielleicht gibt es für jede dieser filmischen Darstellungen einen wahren Kern. Viele Jahrhunderte hat die Art der Bewirtschaftung durch den Menschen wenig Acht auf den Verbrauch natürlicher Ressourcen gegeben. Egal, ob es dabei um die Abholzung der Wälder, die Nutzung von Flächen, die Übersäuerung bzw. Überfischung der Weltmeere oder den Abbau anderer begrenzter Ressourcen ging.

Unabhängig der heute gerechtfertigten Kritik, hat uns die herkömmliche Wirtschaftsweise mit ihren umfangreichen Produktionsprozessen, innovativen Technologiesprüngen und liberalen Märkten zu einem enormen Wohlstand verholfen. Inzwischen hat sich allerdings der Anspruch hin zu nachhaltigem Wirtschaften stark erhöht.

Doch einen Schritt zurück: Was ist überhaupt unter Nachhaltigkeit zu verstehen? Das Prinzip der Nachhaltigkeit geht auf Hans Carl von Carlowitz (1645-1714) zurück und leitet sich aus der Bewirtschaftung des Waldes ab. Die Idee von Carlowitz ist offensichtlich wie simpel zugleich: In einem Wald sollen nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie durch eine planvolle Aufforstung wieder nachwachsen können. Für die Wirtschaft bedeutet dies eine zunehmende Orientierung am Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit: Die Wirtschaft verändert sich also immer weiter weg von der reinen Fokussierung auf die Ökonomie hin zu mehr Umwelt- und Sozialverantwortungsbewusstsein. Bei nachhaltigem Wirtschaften geht es also um ein gesundes Verhältnis zwischen ökonomischen Gewinnstreben und sozialen sowie umweltbezogenen Interessenslagen.

Für die Wirtschaft stellt sich nun die Frage, ob sich nachhaltiges Wirtschaften lohnt. Unternehmen, die Nachhaltigkeit zu einem Teil ihrer Strategie machen, werden womöglich langfristig mehr profitieren als verlieren. Für Firmen bieten sich viele Wege, Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen: Sie können beispielsweise ihren Anteil an ökologischem Strom erhöhen, gesundheitsfördernde Maßnahmen für Mitarbeitende anbieten oder ihre Einkaufspolitik vermehrt mit der Unterstützung regionaler, nachhaltiger Firmen gestalten. Stellen Firmen ihr Geschäftsmodell entsprechend der eigenen Leistungsfähigkeit nach und nach proaktiv auf ein nachhaltiges Fundament, sind sie weniger getrieben von rechtlichen Anpassungsvorhaben. Sie agieren aktiv und bleiben attraktiv für heranwachsende Fachkräfte, die Wert auf nachhaltiges Handeln des Arbeitgebers legen. Sie können in bestimmten Branchen gegenüber dem Endkunden höhere Preise rechtfertigen und eine höhere Kundenbindung erreichen. Die Imageverluste infolge geringer und unauthentischer Nachhaltigkeit kann sich ohnehin kein Unternehmen mehr leisten, was viele Beispiele der Vergangenheit gezeigt haben. Mit nachhaltigen Ansätzen lassen sich womöglich auch Materialeinsätze und damit auch aufgewendetes Kapital reduzieren. Nachhaltigkeit und Wirtschaft oder „green and grow“ schließen sich also heutzutage nicht zwangsläufig mehr aus.

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