Landrat Udo Recktenwald (CDU) hat den Umgang mit der Bundestagsabgeordneten Nadine Schön (CDU) auf seinem privaten Facebookprofil kritisiert. Dort schrieb er:
„MEINE MEINUNG:
Nadine Schön bleibt Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Gut so für unsere Region, hat sie doch wichtige Fördermittel in die Region gebracht und sich mit Fleiß und Kompetenz in wichtigen Zukunftsthemen in Berlin einen guten Namen erarbeitet und genießt einen guten Ruf. Das kann für uns nur gut sein.
Nun lese und höre ich in den letzten Tagen viel Kritisches über Nadine Schön, weil sie nachgerückt ist und daher nicht die angekündigte Auszeit nimmt. Jeder darf denken und sagen, was er will. Ich tue das auch. Das ist ein demokratischer Wert. Mir ist es ein Bedürfnis, aus meiner Sicht dieser Kritik zu widersprechen.
Nadine Schön hat für den Bundestag kandidiert, um diesem weiterhin anzugehören. Sie hat den Wahlkreis nicht direkt gewonnen. Ich lese dann, dass sie „trotz verlorenem Wahlkreis…wiederum im Spiel ist“. In der Vergangenheit war dies auch öfter schon der Fall, dass ihre Vorgänger den Wahlkreis nicht direkt gewannen und trotzdem über die Landesliste in den Bundestag einzogen. Durch den Verzicht von AKK und Altmaier zieht nun auch ihr Platz. Also nichts Ungewöhnliches.
Es ist doch völlig in Ordnung, dass sie nun aufgrund dieser Situation genau das tut, wofür sie kandidiert hat. Die angekündigte Auszeit bezog sich darauf, nichts anderes zu tun. Aber warum soll sie nicht das tun, wofür sie kandidiert hat? Hätte sie jetzt verzichten soll? Nein, ich habe zwar kandidiert, will aber nicht nachrücken? Wie groß wäre dann die Kritik gewesen?
Ich lese „dass die Wähler sie nicht mehr im Bundestag sehen wollen“. Das glaube ich nicht. Wenn das große Berliner Wasser das kleine Wasser mitreißt, hat auch der Abgeordnete vor Ort keine Chance, auch wenn er anerkannt ist. Schließlich hat sie im Vergleich ein immer noch deutlich besseres Ergebnis erreicht als andere und der Abstand bei der Erststimme war nicht groß.
Und ich lese, „so schnell ändern sich Prioritäten“. Falsch! Priorität war der Einzug in den Bundestag. Nur ohne Bundestag stellt sich die Frage nach anderen Prioritäten.
Dann wird es entlarvend: „es winkt ein Posten mit mehr als fünfstelliger Besoldung“. Aha, der gute alte Neidfaktor also. Jedem ist es unbenommen, für den Bundestag zu kandidieren und ich empfehle, mal für ein paar Wochen den Job zu machen. „Immer nur in die eigene Tasche“ lese ich weiter. Als sei ein raffgieriger Verbrecher unterwegs, der ungerechtfertigt Geld bekommt. Schlimme Denke. Jeder, der arbeitet, verdient in die eigene Tasche, oder? Alternative: zu Hause bleiben mit Übergangsgeld für ein Jahr? Das Geschrei wäre groß. Nichtstun auf Staatskosten (wobei das Übergangsgeld die Unabhängigkeit sicherstellt)?
Es sind immer wieder die gleichen dummen und verallgemeinernden Stereotypen vom unfähigen Politiker als unglaubwürdigem Raffke und Nichtsnutz. Allein diese Polemik rechtfertigt schon ein Schmerzensgeld. Natürlich gibt es schwarze Schafe, aber wo gibt es die nicht? Es ist so einfach, immer auf die Politiker zu schimpfen, es selbst aber nicht machen zu wollen.
Demokratie ist anstrengend. Zur Demokratie gehören Politiker, gehört Vielfalt, gehört Meinungsfreiheit. Man darf auf Politiker schimpfen, man muss ihr Tun kritisch hinterfragen, sollte ihnen aber doch mit Respekt begegnen und abnehmen, dass sie engagiert ihre Arbeit im Interesse des Gemeinwohls tun, was nicht immer dem Wohl eines jeden einzelnen entsprechen kann.
Ich jedenfalls bin froh, dass unsere Region nach wie vor zwei Abgeordnete in Berlin hat. Ohne Nadine Schön hätten wir die 15,8 Millionen-Bundesförderung für die Digitalisierung (Smart City) wohl nicht hinbekommen. Ohne sie gäbe es viele Fördergelder in unseren Dörfern nicht. Und sie ist nah am Bürger im Wahlkreis und nimmt viele Anregungen mit in die Berliner Politik. Im Interesse des St. Wendeler Landes und seiner Menschen.“