Die 53-jährige Uta Sullenberger (Grüne) tritt als Bürgermeisterkandidatin für St. Wendel an. Sie arbeitet seit 28 Jahren als Lehrerin und lebt mit ihrem Mann, der gemeinsamen Tochter und dem gemeinsamen Hund Scotty in St. Wendel/Oberlinxweiler. Ich ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen und übt dort die Funktionen als Kreisvorsitzende und Stadtratsmitglied aus. Zuletzt war sie Landesvorsitzende der Saar-Grünen.
„Ich bin Imkerin, Nachhaltigkeitsmentorin, Klimafit-Absolventin und gut vernetzt mit Verbänden, Vereinen und Gewerkschaften im Saarland. Außerdem bin ich Mitglied bei NABU, BUND und im Vorstand des Zukunftsenergiennetzwerkes St. Wendel. Ganz besonders hängt mein Herz an meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten bei „Ally hilft – Handeln statt hoffen e.V.“ und NatureLAB St. Wendel. Radfahren, Joggen und Gartenarbeit zähle ich zu meinen Hobbies“, so Sullenberger.
Warum kandidieren Sie als Bürgermeisterin von St. Wendel?
St. Wendel ist mehr als meine Heimat, sie ist meine Herzensstadt. Hier fühlen sich meine Familie und ich wohl. In den letzten Jahren kam es mir aber so vor, als ob St. Wendel den Sprung in eine neue Zeit verpasst hat. Die Verwaltung hat so vieles in die Wege geleitet und trotzdem versäumt sie es, St. Wendel für die Zukunft stark zu machen. Angesichts der überall angespannten Finanzlage ist das auch keine kleine Aufgabe. Was es braucht sind Menschen mit Engagement und Offenheit für Neues. Genau hier sehe ich meine Rolle als Bürgermeisterin. Nach den richtigen Hebeln suchen und sie auch bewegen. Wir brauchen Hebel für Fördergelder, Hebel für Unterstützer, Hebel für Zusammenarbeit. Als Grünen-Landesvorsitzende habe ich mich viel mit solchen Fragen beschäftigt. Ich sehe mich in der Lage, diese Stadt auch zukünftig zu einer unabhängigen, ökonomisch und ökologisch starken Stadt zu machen, in der alle gerne leben.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, bei der Wahl am 09. Juni 2024 zu gewinnen?
Ich trete bei der Wahl an, um ein Mandat als Verwaltungschefin von der Bevölkerung zu bekommen. Ich bin in der Stadt bekannt und denke, viele Menschen schätzen meine Qualitäten und halten mich für geeignet als Bürgermeisterin von St. Wendel. Wer mich kennt weiß, ich mag nicht viel um Dinge herumreden. Ich packe an und mache. Auch als Lehrerin gebe ich immer 100%, denn ich übernehme Verantwortung. Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder. Ich gehe mit dem Gefühl in die Wahl, dass viele St. Wendeler und St. Wendelerinnen mich als Charakter Uta Sullenberger kennen, eben als „Die Macherin, die immer positiv und hilfsbereit ist, und der alle Menschen wichtig sind“. Um dieses Vertrauen werbe ich. Die Entscheidung liegt bei den Wählerinnen und Wählern.
Auf welche Themen würden Sie zuerst Ihre Schwerpunkte setzen?
Wichtig ist, was die Menschen wollen. Und da steht bei dem was mir zugetragen wird, u.a. Mobilität ganz weit oben. Das betrifft Themen angefangen vom Ausbau des Radverkehrswegenetzes und somit auch die Sicherheit von Radfahrenden bis zum Ausbau bedarfsgerechter E-Ladesäulen. Im Zuge der Chancengleichheit sollte der Flitsaar-Rufbus alle Ortsteile anfahren. Mich wirklich auf ein Thema festzulegen, fällt mir aber dennoch schwer. Denn es gilt vieles in Angriff zu nehmen. Wichtig wäre mir auch die Aufenthaltsqualität in den Orten. Sehr schnell würde ich dafür sicher angehen, die Ortskerne und Spielplätze mit Trinkwasserbrunnen zu versehen. St. Wendel bräuchte auch wieder die Stelle eines von der Stadt bezahlten Energieberaters für die Bürger:innen. Energiegenossenschaften mit Nutzung der Geothermie müssten gefördert werden. Die Bürgerenergiegenossenschaft Fürth ist ein tolles Beispiel wie man Menschen sicher, sauber und recht günstig mit Wärme versorgen kann. Außerdem brauchen wir ein Leerstands- und ein Fördermittelanträgemanagenent. Es gibt an die 900 Förderanträge, die kaum abgerufen werden.

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Welches Projekt wäre das erste, das Sie als BM zu Beginn einer Amtszeit in Angriff nehmen würden?
Zu allererst müsste endlich die Grundschule St. Wendel zu einem Gebäude werden, in welchem Lernen Spaß macht. Es ist schon peinlich, dass darüber seit 5 Jahren im Stadtrat nur geredet wird. Des Weiteren würde ich weitere Investoren für das Missionshaus suchen und Verhandlungen führen, damit das Missionshaus sozial genutzt wird und nicht von einem riesigen Bauprojekt „verschlungen“ wird. Es gibt wirklich kein Argument, dass für die angedachte Wohnanlage für höchstwahrscheinlich Besserverdienende spricht, wie sie dort gerade vorangetrieben wird. Vor allem aber will ich mit den Bürger:innen entscheiden und nicht über ihre Köpfe hinweg.
Ich würde als erstes mit gutem Beispiel voran gehen und alle Rathäuser und das Landratsamt wo immer möglich mit Photovoltaik bestücken. Das sind rentierliche Investitionen, mit denen man sogar Geld verdienen kann. Den Bürger:innen würde ich für ihre Gärten und auf ihre Balkonen gratis Bäume, Bodendecker und Kübelpflanzen geben. Saarlouis hat damit als Vorreiter gute Erfahrungen gemacht. Warum sollen wir nicht davon lernen? Mit solchen Maßnahmen bewirkt man mehr für die Lebensqualität, den Arten- und den Klimaschutz als mit Verboten.
Ich würde sofort Bürgerräte mit Vertreter:innen aus allen Stadtteilen gründen. Sie sollen die Wünsche und Ideen der Bürger:innen aufnehmen und regelmäßig versuchen, mit mir in Workshops Lösungswege zu finden und diese anzugehen. Eine Bürgerräte-App könnte nützlich sein, wie auch die igudd-App wie in Neunkirchen. Dort kann man Mängel, Störungen, Schlaglöcher, defekte Laternen oder abgelegter Müll melden und erfährt wie lange Baustellen bestehen. Ich nehme mich selbst da auch in die Pflicht und werde in den Workshops auch Rechenschaft ablegen, wie die Verwaltung die Wünsche dort angeht.
Was läuft derzeit gut in St. Wendel?
Wir haben in St. Wendel – noch aus Klaus Bouillon Zeiten – viele tolle Events übernommen. Sowohl die sportlichen als auch die Aufführungen im Saalbau werden viel besucht. Der Weihnachtsmarkt und der Ostermarkt werden bundesweit als herausragend erwähnt. Das Mia-Münster-Haus leistet viel um die Kinder ans Lesen heranzuführen und deren Ausstellungen und Vorträge sind immer einen Besuch wert. Auch das Stage hat sich einen Namen gemacht und bietet unglaublich viele Kurse an. Da ist für jeden was dabei. Bei einer Fresenius-Führung konnte ich mir einen Eindruck von der Herstellung der lebensbewahrenden Produkte machen. Wobei auch auf Nachhaltigkeit geachtet wird. Ein sehr beeindruckender Besuch war das bei Fresenius.
Unsere Gastronomie ist großartig. Wir haben viele sehr gute Speiselokale und Eisdielen oder auch tolle Kneipen, in denen man sich einfach mal auf ein Feierabendbier treffen kann. Unser nachhaltiger, fairer Kleiderladen Grünbert feierte bereits seinen 2. Geburtstag und Keep Local sogar seinen 5.. Nicht zu vergessen: Der Wendalinushof mit seinen Führungen, seiner Gärtnerei und dem dort ansässigen KuLani, welches viele sinnvolle Projekte durchführt. Kurz: St. Wendel bietet viel Potential zum Leben.
Auf Kreisebene läuft schon sehr vieles gut. Im Kreistag erfährt man ein zielgerichtetes miteinander Arbeiten. Dies ist im Stadtrat ganz und gar nicht der Fall und somit werden selbst die besten Ideen, wenn sie nicht aus der eigenen Partei kommen, kategorisch abgelehnt. Das nimmt St. Wendel viele Chancen sich attraktiver zu entwickeln.
Nicht zu vergessen bei „Was läuft gut in St. Wendel?“: Unsre Erzieher:innen, Lehrer:innen und das Personal in Gesundheit und Pflege leisten enorm viel. Man kann ihnen nicht genug danken! Trotz Personalmangels und oft mäßiger Bezahlung, halten sie unser System aufrecht.
Was muss besser laufen?
Wir brauchen unbedingt bezahlbaren Wohnraum und nicht nur teure Immobilien, die sich Familien und ältere Menschen nicht leisten können. Und natürlich auch eine Wiederbelebung der Geschäfte in der Innenstadt. Was nützt uns eine noch so schöne Stadt, wenn man nach dem Großeinkauf im Globus nicht noch in die Innenstadt fährt? Gerade in Verbindung mit unserer wirklich attraktiven Gastronomie sehe ich hier viel Potential, die Menschen weg vom Onlineeinkauf hin in die kleinen Läden mit individueller Beratung zu locken.
Auch das Handwerk muss unterstützt werden. Bei monatlichen Treffen könnten die Handwerker:innen mir ihre Probleme formulieren, so dass man diese gezielt angehen kann.
Jugendliche brauchen in jedem Ort Freizeiträume. Gerade in Zeiten in denen junge Leute viel und gerne digital kommunizieren, sind Begegnungsstätten für ihre Sozialisation unbedingt notwendig. Die Jugend ist unsere Zukunft, ihnen gehört unsre volle Aufmerksamkeit. Auch den Vereinen sollte man gratis-Tagungsräume zur Verfügung stellen. Das Ehrenamt ist die Basis unserer Gemeinschaft. Ihr gebührt jedwede Unterstützung. Vielleicht lässt sich das kombinieren mit Büroflächen, die tagsüber vermietet und abends für die Vereine genutzt werden können.
Und zuletzt komme ich zu den viel zu wenig beachteten Dörfern. Es kann nicht sein, dass es nicht möglich ist, in jedem Dorf zumindest für 2-3 Stunden in der Woche einen Raum für Kaffee und Kuchen anzubieten, wo man auch frische Brötchen kaufen kann. Einsamkeit spielt eine riesige Rolle – auch in St. Wendel. Man bekommt es nur nicht mit. Einsamkeit macht krank und führt in einen Teufelskreis aus Scham und noch mehr Einsamkeit. Das ist traurige Wahrheit.
Warum sollten die Bürgerinnen und Bürger Sie wählen?
Als Mutter und ehrenamtlich tätige Frau sehe ich vieles aus eigenen Erfahrungen heraus mit einer anderen Brille. Angefangen von der fast schon aussichtslosen Suche nach einem Kinderkrippenplatz, über die Tatsache, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen. Es muss noch einiges geschehen bis wir Gleichberechtigung – auch was die Bezahlung angeht – erfahren.
Des Weiteren sehe ich mich mit den Bürgern und Bürgerinnen in einem Boot. Ich sehe mich weniger als Politikerin, vielmehr als Bürgerin St. Wendels, die möchte, dass alle Mitspracherecht erhalten und diese Stadt für jung und alt lebens- und liebenswert ist und auch für die nächsten 10 Jahre bleibt.
Ich bin eine Macherin mit unendlicher Energie. Ich will keine Bürgermeisterin einer Partei, sondern eine Bürgermeisterin für meine Herzensstadt St. Wendel sein. Wenn die Menschen bei mir auf etwas sicher vertrauen können, dann dass ich St. Wendel wirklich mag. Es ist mein Zuhause, meine Heimat. Dafür und für diese Menschen hier möchte ich stehen.