St. Wendel. Um das Fair-Trade-Siegel zu erhalten und sich folglich Fair-Trade-Schule nennen zu dürfen, muss eine Schule fünf Voraussetzungen erfüllen. Vier hatten die Dr.-Walter-Bruch-Schulen in St. Wendel bis Mittwoch bereits erfüllt. Der fünfte Punkt ist eine öffentlichkeitswirksame Aktion, die durchgeführt werden muss. Diese fand am Mittwochmorgen an der Sozialpflegeschule in der Wendalinusstraße statt. Gemeinsam mit Landrat Udo Recktenwald und Schulleiter Hubert Maschlanka backten die Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule für Haushaltsführung und ambulante Betreuung Fair-Trade-Muffins, die sie später an einem Verkaufsstand unter die Menschen brachten.
Wir leben immer bewusster, essen, kaufen, kochen und verhalten uns bewusster – unserer Umwelt zuliebe. Auch Schulen unterstützen das Umdenken und fördern es. „Wenn die Schülerinnen und Schüler sich im Unterricht mit Nachhaltigkeit und fairem Handel auseinandersetzen, nehmen sie das mit nach Hause und thematisieren es in ihren Familien. So kann es immer weitere Kreise ziehen“, erklärt Eva Henn vom BildungsNetzwerk St. Wendel beim gemeinsamen Backen in der Sozialpflegeschule der Dr.-Walter-Bruch-Schulen.

„Wir sollten nicht warten, bis alle anderen anfangen, dann fängt nämlich keiner an. Wir können hier in St. Wendel anfangen und das tun wir jetzt“, so Landrat Udo Recktenwald. Damit fiel der Startschuss für das Backen. Die Schülerinnen und Schüler waren die Paten von Landrat Udo Recktenwald und Schulleiter Hubert Maschlanka. Gebacken wurden drei Sorten Muffins: Bananen-, Schoko- und vegane Muffins. Die Zutaten: ausschließlich Fair-Trade-Produkte. Ein Schüler zeigte den Anwesenden die Produkte und ging auf die Logos ein, die für Fair-Trade stehen.

„Mit dieser Aktion haben wir alle fünf Punkte erfüllt, die erfüllt sein müssen, um sich als Schule um das Siegel „Fair-Trade-School“ bewerben zu dürfen“, erläuterte Claudia Förster-Bard, Lehrwerksmeisterin und Initiatorin des Programms. „Als ich erfuhr, dass man sich als Schule darum bewerben kann, war ich begeistert. Mein Vorschlag, da mitzumachen, wurde direkt angenommen.“ Schulleiter Hubert Maschlanka unterstützte das Vorhaben sofort. „Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, die Welt zum Besseren zu wenden“, so Maschlanka, „vielleicht kostet das eine oder andere Fair-Trade-Produkt ein paar Cent mehr, aber man kann auch von einer besseren Qualität ausgehen und es mit einem guten Gewissen konsumieren.“

Das Fünf-Punkte-Programm beginnt mit der Gründung einer Initiativgruppe. Dafür meldeten sich umgehend über 80 Schülerinnen und Schüler freiwillig. „Die innere Motivation der Schüler war sehr groß, was uns sehr erfreut hat“, so Maschlanka. Gemeinsam muss dann ein Kompass erstellt werden: Welche Richtung soll eingeschlagen werden? Was ist uns besonders wichtig? Hier wurden dann schon erste Maßnahmen ergriffen wie eine Müllsammel-Aktion und Plastikbecher im Lehrerzimmer wurden gegen Porzellanbecher ausgetauscht. Im dritten Schritt müssen Themen wie Nachhaltigkeit und fairer Handel in den Unterricht integriert werden. Ein eigenes Fach ist dafür nicht einmal notwendig, wie Förster-Bard erläuterte: „Solche Themen finden bestens Platz in Fächern wie Ethik, Hauswirtschaft oder auch im Deutschunterricht.“ Auch faire Produkte, wie beispielsweise Kaffee oder Kakao müssen eingeführt werden. Das ist der vierte Punkt. Und zu guter Letzt dann die öffentlichkeitswirksame Aktion, die am Mittwoch mit Landrat Udo Recktenwald stattfand. Damit dürfte das Siegel in greifbarer Nähe sein.
Im St. Wendeler Landkreis haben sich auch andere Schulen bereits als Fair-Trade-School beworben. Darunter die Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle, das Cusanus Gymnasium, die Grundschule Namborn und nun auch alle drei Bereiche der Dr.-Walter-Bruch-Schulen. Die Schulen können untereinander netzwerken, sich unterstützen und austauschen.
Auch der St. Wendeler Landkreis ist auf dem Weg zu einem Fair-Trade-Landkreis. Hier müssen ebenfalls fünf Punkte erfüllt werden, um den Titel zu erlangen. Im nächsten Schritt müssen Geschäfte und Gastronomien kooperieren und mindestens zwei Fair-Trade-Produkte in ihr Sortiment aufnehmen. Man hofft auf zahlreiche Mitmacher.