St. Wendel: Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Ausschwitz- Birkenau durch die Rote Armee befreit. Auch im St. Wendeler Land beging man den Internationalen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Zur zentralen Gedenkveranstaltung lud das Cusanus Gymnasium am vergangenen Freitag.

Teilnehmer des Seminarfachs „Spuren von Krieg und Faschismus im St. Wendeler Land“

Die Teilnehmer des Seminarfachs „Spuren von Krieg und Faschismus im St. Wendeler Land“ erarbeiteten Geschichten von Einzelpersonen und Familien, die unter den Folgen des NS- Regimes litten. Landrat Udo Recktenwald begrüßte die anwesenden Gäste und verwies in seiner Ansprache auf Gaucks Rede vom 27. Januar 2015, dass es keine deutsche Identität ohne Ausschwitz gebe.

Zunächst stimmte das Musikensemble mit hebräischen Liebesliedern auf den Abend ein. Bernhard W. Planz, Historiker und ehemaliger Lehrer des Cusanus Gymnasium führte durch den Abend. Er wies darauf hin, dass auch in unserer Region die Folgen des Nationalsozialismus spürbar waren. Es sei Teil des Alltags gewesen. Auch hier habe es Täter und Opfer gegeben, ebenso Widerstand und Versagen. Der Superintendent des Kirchenkreises Saar-Ost, Gerhard Koepke, erläuterte die Zusammenhänge zwischen Drittem Reich und der evangelischen Kirche mit Bezug auf unsere Region. Im Hinblick auf das Reformationsjahr bezog er sich auf Luther, der 1543 seine Judenschriften „Juden und ihre Lügen“ herausgab. Die evangelische Kirche habe sich in der Zeit des Nationalsozialismus schuldig gemacht, sagte Koepke. Sie habe gewusst, aber nicht gehandelt. Eine Pfarrer, die versuchten, sich gegen den Nationalsozialismus aufzulehnen seien teilweise zum Tode verurteilt und im KZ erhängt worden, wie beispielsweise Dietrich Bonhöfer. Die Kirche sei somit Mittäter am Holocaust gewesen. Er berichtete vom Pfarrer Wilhelm Engel aus Dirmingen, der Bittgottesdienste für Verfolgte abhielt, vom Geheimdienst beobachtet und schließlich von der Gestapo verhört wurde.

Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung standen jedoch die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs. Sie stellten die Geschichten von Einzelpersonen und Familien aus ihren Heimatorten vor. Eine Schülerin erzählte die Geschichte ihrer Urgroßmutter, die Danzig verlassen musste und nach Hirstein floh. Auch von Pfarrer Neunzig aus Freisen wurde berichtet.  Dieser wurde damals verurteilt, weil er sich gegen das NS- Regime auflehnte. Er wurde ins KZ deportiert. Alle vorgetragenen Einzelschicksale trugen an diesem Abend dazu bei, die Opfer dieser Zeit nicht zu vergessen. Seminarfachleiter Mathias Hans  sprach davon, dass dieses Thema im Unterricht noch mehr umgesetzt werden müsse. Er bedankte sich, dass er aus der Bevölkerung viele Dokumente und Bilder aus dieser Zeit zur Verfügung gestellt bekam. Ziel sei es auch, Kulturbotschafter aus dem Landkreis zu schaffen.

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