RötelЯeich-Vernissage an der Bosener Mühle

Für Kinder gibt es kaum etwas Schöneres, als mit anderen zusammen kreativ zu sein und dabei auf eine Erlebnisreise zu gehen. Wenn sie auf diese Weise noch spielerisch etwas über ihre Heimat erfahren und am Ende etwas als Andenken mit nach Hause nehmen dürfen, kommt der Lerneffekt fast von selbst. Das dachten sich auch Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen von Gonnesweiler, Oberlinxweiler, Bliesen, Hasborn, Theley, St. Wendel und Nonnweiler. Sie nehmen vom zwölften bis 16. September mit insgesamt zehn Klassen an einem Gemeinschaftsprojekt der Kultur- Landschaftsinitiative (KuLani) und des Bildungsnetzwerks St. Wendeler Land, in Zusammenarbeit mit dem Künstlerforum 2.1, im Kunstzentrum Bosener Mühle teil.

GS-Gonnesweiler_01Bei diesen Schulaktionstagen, die in eine Ausstellung eingebettet sind,  dreht sich alles um den kostbaren Rötel, der einst im St. Wendeler Land, vor allem um Oberthal und Theley, gefunden und von den Oberthaler Rötelkrämern bis in die Häfen des Mittelmeeres, an die Nordsee und bis nach Ostpreußen transportiert wurde. Die Mineralfarbe Rötel diente bereits in der Steinzeit den Urmenschen zur Körperbemalung. Vor ca. 30.000 Jahren hat man Rötel für Höhlenmalereien in Südfrankreich und Nordspanien benutzt. In der Renaissance erlebte der Rötel als Zeichenstift mit den zahlreichen Porträts und Skizzen Leonardo da Vincis eine Hochzeit.

Mit viel Spaß haben Schülerinnen und Schüler der Grundschule Gonnesweiler vor ein paar Wochen bereits „Vorarbeiten“ geleistet: Sie gaben nämlich ihren Rötel-Handabdruck auf kleine Holztäfelchen, die dann als Vorlage für die Einladungen zur Vernissage dienten. Außerdem durften sie die Holzhäuschen auf dem Gelände der Bosener Mühle bereits mit Rötel verschönern und ihre Namen darauf verewigen. Bei der Finissage am  1. Oktober gehören die Schulklassen dann wieder zu den Akteuren. Mit dem Rötelpäckchen, das sie während der Aktionswoche erhalten, können sie ein Rötelbild herstellen. Die drei besten Werke werden prämiert und die jeweilige Gewinnerklasse erhält einen vom Landkreis gestifteten Geldpreis.

An fünf verschiedenen Stationen, die auch die Besucher der Ausstellung nachvollziehen können, lernen die Kinder zunächst etwas über die Entstehung des Rötels im St. Wendeler Land, einem der wenigen Gebiete mit Rötelvorkommen auf unserer Erde.  Dafür haben sich die Künstler des Künstlerforums etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Vor dem Eingang des Kunstzentrums erwartet die Besucher ein blaues Eingangsportal, in dem die Entstehungsgeschichte des Rötels vor ca. 260 Millionen Jahren optisch und akustisch erklärt wird.
Mit dem angedeuteten Nachbau einer historischen Förderanlage, des sog. „Duckels“, wird im 015_RP_Kinder-Haende - KopieAusstellungsraum der Rötelabbau in unserer Heimat demonstriert.
In welch vielfältigen Formen man den Rötel verwendete, ob als Schreib- und Malwerkzeug, zum Pigmentieren von Farben oder zum Abdichten von Booten, in der Medizin, für Kosmetik oder Kult: Das erfährt man ebenso wie auch etwas darüber, wie mit Rötel gehandelt wurde und wohin die Handelswege führten.
Natürlich sind auch Zeichnungen zu sehen und Fotos und Plakate, die die vielfältigen künstlerischen Möglichkeiten des Rötels in der Kunst, von den Höhlenzeichnungen bis zur heutigen Street Art, belegen.

GS-Gonnesweiler_MineCraft-WerkDie Ausstellung ist zwei bereits verstorbenen Personen gewidmet, die sich im St. Wendeler Land besonders um den Rötel verdient gemacht haben: zum einen dem Oberthaler Karl-Heinz Klein, der die Tradition der Rötelkrämer in Oberthal u.a. mit dem Brückbachfest und der Rötelmalschule wiederbelebt hat. Der andere ist Werner Peter aus Theley, von dem der bislang größte gefundene Rötelstein stammt, mit einem Gewicht von 28 kg, der auch in der Ausstellung zu sehen ist. Außerdem zu bewundern: ein 1999 bei Neipel gefundener Mahlstein, mit dem man Rötelpulver gemahlen hat, um Verputze und Stoffe zu färben.
Daneben können die Besucher die weltweit erstmals produzierte „Rötelseife“ von Silvia Koch aus St. Wendel erschnuppern sowie im Kultur- und Kunst-Café „Rötelkekse“ nach dem Rezept der Oberkirchnerin Adelheid Schmidt-Magnus probieren. Sie hat diese der ebenfalls verstorbenen Ursula Krewer-Bordbach gewidmet,  die in den 80-er und 90-er Jahren mit ihren Rötelzeichnungen den Oberthaler Rötel „wiederentdeckte“.

Der Kreativität sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt: Die beiden Kuratoren der Ausstellung, Edgar Brück, Dozent an der Hochschule Rhein-Main, und Christoph M Frisch, der
Leiter des Projekts steinreich der KuLani, haben sich für dieses Ausstellungsprojekt sehr viel einfallen lassen und diesmal auch den Außenbereich um die Mühle eingebunden, um den Weg des Rötels von der Entstehung bis zur Anwendung möglichst authentisch mit allen Sinnen nachvollziehen zu lassen.

All dies können alle anderen Kinder und neugierig gebliebenen Erwachsenen vom 3. September bis 3. Oktober in der Ausstellung, die von Mittwoch bis Sonntag, jeweils von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet ist, mit- und nacherleben. Zur Vernissage unter der Schirmherrschaft des Landrates Udo Recktenwald, sind am Samstag, dem 3. September, um 19 Uhr, alle Interessierten zu Pianoklängen von Bernd Mathias herzlich eingeladen.

Fotos: Christoph M. Frisch

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