Carina Rosenhauer ist 31 Jahre jung und unterrichtet Mathematik und Ethik am Gymnasium. In der ADTV Tanzschule Erbelding kümmert sie sich ums Management und betreut Praktikanten sowie FSJ-Absolventen. Ihr größtes Hobby ist Paartanzen. Am liebsten tanzt sie Lindy Hop / Swing, Bachata, Salsa, Tango Argentino und Boogie Woogie, mag aber eigentlich alle Gesellschafts- und Solotänze, die sie schon ausprobiert hat. Ein weiteres Hobby, dem sie gerne nachgeht, ist ihr insektenfreundlicher Nutzgarten. Carina liebt es, alte samenfeste Sorten zu entdecken, anzubauen und zu sehen, welche Pflanzen und Tiere sich in ihrem Garten wohlfühlen.
Auch mit dem Thema Gesundheit beschäftigt sie sich seit Jahren in verschiedener Hinsicht. Die aktuelle Mikrobiomforschung fasziniert sie dabei sehr. Auch über einige Kenntnisse über Wildkräuter und Fermentation verfügt sie.
Den meisten St. Wendelern dürfte sie auch als die Initiatorin der jährlich stattfindenden Open-Air-Tanzveranstaltung „St. Wendel tanzt“ bekannt sein.
- Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?
„Es gibt eigentlich keinen typischen Tagesablauf, denn je nachdem was ansteht, ändert sich der Ablauf ständig.“
- Was ist das Beste an deiner Arbeit?
„Das Tolle an meiner Arbeit ist, dass ich immer mit Kindern und Jugendlichen zu tun habe. Es ist schön, sie ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten und zu sehen, was sie in dieser Zeit lernen, wie kreativ sie sein können und wie sich ihre Persönlichkeit weiterentwickelt.“
- Was ist manchmal nicht so toll an deinem Job?
„Nicht so toll finde ich, dass man zum Beispiel durch die Rahmenbedingungen oder Prüfungen oft unter Zeitdruck steht und dadurch viele kreative Lernmöglichkeiten nicht ausgeschöpft werden können.“
- Was magst du besonders am St. Wendeler Land?
„Ich mag es, dass hier immer was los ist und es trotzdem gemütlich und ländlich ist.“
- Was würdest du gerne verbessern?
– „Das Projekt „Blühflächen – Der Kreis St. Wendel blüht auf“ finde ich toll. Daran könnte man anknüpfen und die Menschen zu mehr Mut zur Natürlichkeit (Wildnis) ermuntern. Nicht nur die klassischen Blumenwiesen sind wichtig und schön, sondern auch Brennnesseln, Brombeeren, Disteln und andere „Unkräuter“. Sie sind nicht nur nützlich für Insekten, sondern können auch für uns Menschen schmackhaft und gesund sein. Außerdem locken sie Schmetterlinge und Vögel an und beleben so den Garten. In dieser Hinsicht könnte man noch mehr dafür tun, dass sich das Bewusstsein der Menschen etwas wandelt und Unkrautvernichter, Essig oder Laubbläser nicht so oft zum Einsatz kommen. Anstelle von Steingärten oder Rasen könnte man etwas mehr Wildnis zulassen, ohne sich rechtfertigen zu müssen.
– Es sollte in der Schule ein Fach geben, das sich mit den Grundlagen für körperliche und geistige Gesundheit des Menschen befasst. In einigen Bundesländern gibt es seit 2018 bereits das Schulfach „Glück“, das diese Themen auch teilweise beinhaltet.
Kenntnisse über die Physiologie des eigenen Körpers, Auswirkungen von Ernährung auf Wohlbefinden und Gesundheit, Förderung des Körperbewusstseins durch Sport, Yoga, Meditation usw. kommen in der Schule sonst kaum vor. Dabei ist dieses Wissen wichtig, um verantwortungsvoll mit dem eigenen Körper umzugehen und zu verstehen, was man selbst dafür tun kann, um sein Wohlbefinden zu beeinflussen.
Auch ohne dieses Schulfach wäre es sinnvoll, mehr Bewegung in die Schulen zu bringen. Ich denke da beispielsweise an bewegte Pausen oder Lockerungsübungen im Unterricht.
– In einigen Bundesländern gibt es Kooperationen zwischen Schulen und ADTV Tanzschulen, um Schülern auch das Tanzen näher zu bringen und das Welttanzprogramm als immaterielles Kulturerbe zu erhalten. Das würde ich mir auch im Saarland wünschen. Tanzen steht auch im saarländischen Lehrplan, aber Sportlehrer sind nicht dazu ausgebildet, das Welttanzprogramm zu unterrichten. Das ist ein Beruf, den man in einer dreijährigen Ausbildung erlernt. Man sollte hier mit professionellen Tanzlehrern zusammenarbeiten und den Schülern die Möglichkeit geben, verschiedene Tanzrichtungen richtig kennenzulernen.
– Falls der Schlossplatz irgendwann neu gepflastert wird, könnte man darüber nachdenken, eine Tanzfläche zu integrieren. Im Prinzip würde es schon reichen anstelle des Kopfsteinpflasters eine Fläche mit größeren Steinplatten zu pflastern. Dann wäre es ungefährlicher und leichter beispielweise bei „Summer in the City“ oder im Rahmen des Stadtfestes zu tanzen. Ein Traum wäre natürlich ein schöner großer runder Pavillon im Park, den man auch für Konzerte nutzen könnte.“
- Was ist dein Lieblingsort/Geheimtipp im St. Wendeler Land?
„Mein Lieblingsort ist mein Zuhause und mein Garten.
Ein Tipp (nicht geheim) zum Spazieren und Wandern sind der Weiselberg und seine Umgebung sowie das „wandelbare“ Schwimmbad in Oberkirchen, bei dem je nach Wetter das Dach spontan geöffnet oder geschlossen werden kann.“
- Worum geht es bei dem von dir organisierten Projekt „St. Wendel tanzt“?
„Mir ist aufgefallen, dass die Saarländer im Vergleich zu anderen Regionen eher Tanzmuffel sind und viele eine falsche Vorstellung vom Paartanzen haben: Im Gegensatz zu den sich hartnäckig haltenden Vorurteilen ist Paartanzen sehr facettenreich und weder verstaubt noch langweilig.
Viele kennen Tanzen nur noch von „Let’s Dance“ oder wenn an Fastnacht irgendwo ein Discofox getanzt wird. Das bildet eigentlich nicht ab, was Paartanzen ausmacht und wie schön es sein kann.
In vielen südeuropäischen oder südamerikanischen Ländern wird bei Veranstaltungen und auch in der Disco als Paar getanzt, denn Tanzen gehört dort zum Leben und zum Feiern dazu. Auch bei uns gab es, als meine Großeltern Jugendliche waren, in jedem kleinen Ort mehrere Tanzlokale und bei jedem Fest wurde getanzt.
Ich selbst habe schon einige Tanzveranstaltungen unter anderem in Berlin, Hamburg, London, Basel, Zürich, Stockholm und Saarbrücken besucht. Im Sommer sind diese im Freien und es wird meist nur eine spezielle Tanzrichtung getanzt. Die Menschen kommen zusammen, tanzen, reden, picknicken und hören der Musik zu.
Das habe ich in St.Wendel einfach vermisst.
Da wir in der Tanzschule Erbelding in St. Wendel viele verschiedene Tänze lernen/unterrichten und ich diese Tanzvielfalt liebe, habe ich mir eine Open-Air-Veranstaltung gewünscht, bei der man viele verschiedene Tänze tanzen kann – unabhängig davon, ob man in einer Tanzschule tanzen gelernt hat oder von den Großeltern angeleitet wurde – und bei der einfach jeder mitmachen kann.
Es wird sowohl moderne als auch ältere oder außergewöhnliche Musik gespielt, damit für jeden etwas dabei ist.
Bei „St.Wendel tanzt!“ sollen die Menschen begreifen, dass Tanzen Generationen und Kulturen verbindet und dass man in jedem Alter tanzen kann. Man lernt auf nettem Weg andere kennen und Feste und Partys sind auch viel schöner, wenn getanzt wird.
Ich habe schon einige Menschen kennengelernt, die erst sehr spät, teilweise im Rentenalter mit dem Tanzen angefangen haben und es dann bereut haben, dass sie es nicht früher ausprobiert haben, weil sie nicht gedacht hätten, dass es so viel Spaß macht.
Ich glaube, ohne Musik und Tanz fehlt im Leben einfach etwas.
Die nächsten Sommertanzen sind übrigens am 3. und 15. August auf dem Schlossplatz/neben dem Rathaus und alle sind herzlich willkommen. Aktuelle Informationen und Veranstaltungstermine findet man auf der Internetseite www.sanktwendeltanzt.de. Auch bei Facebook, Instagram oder über unseren Telegramkanal kann man sich informieren.“
- Wer ist dein großes Vorbild?
„Es gibt keine spezielle Person, die mein großes Vorbild ist, denn ich habe viele Menschen um mich herum, die in verschiedener Hinsicht Vorbilder sind, durch das was sie tun, wie sie leben oder wofür sie sich einsetzten. Das ist einerseits meine Familie, Freunde, aber auch viele andere Menschen, die etwas bewegen, Ideen haben und etwas in Angriff nehmen, um die Welt ein bisschen schöner und lebenswerter zu machen.“
- Was gibt deinem Leben die besondere Würze?
„Vor allem meine Familie.“
- Wie würdest du die „St. Wendeler Mentalität“ beschreiben?
„Freundlich und kulturbegeistert.“