Landkreis St. Wendel reagiert

Nach Hochwasser: Kreistag stärkt Katastrophenschutz mit neuen Investitionen

Dirk Schäfer, Leiter des Katastrophenschutzamtes, lieferte in einer ausführlichen Präsentation einen Rückblick auf das Hochwasserereignis an Pfingsten (Foto: Laura Brill)

Das verheerende Hochwasser an Pfingsten im Landkreis St. Wendel wurde in der letzten Kreistagssitzung dieser Legislaturperiode am heutigen Montag ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. 155.000 Euro sollen jetzt außerplanmäßig in den Katastrophenschutz investiert werden. Landrat Udo Recktenwald eröffnete die Sitzung und betonte die außergewöhnliche Natur der Hochwasserlage, die an Pfingsten zur Ausrufung einer Großschadenslage geführt hat. Dank zentraler Koordination und der hervorragenden Zusammenarbeit von Einsatzkräften und freiwilligen Helfern konnten insgesamt 450 Einsätze im Landkreis St. Wendel gemeistert werden.

Dirk Schäfer, Leiter des Katastrophenschutzamtes, lieferte in einer ausführlichen Präsentation einen Rückblick auf die Ereignisse. Bereits am Vortag des Hochwassers war das Katastrophenschutzamt aufgrund von Warnungen vor Starkregen, Gewittern und Sturzfluten in Alarmbereitschaft versetzt worden. Besonders dramatisch war die Situation am 17. Mai dann durch ortsfeste Gewitterzellen, die zu Regenmengen von über 100 Litern pro Quadratmeter führten. Dank Vorsorgemaßnahmen wie der Überwachung durch Pegelsensoren und dem, in Kooperation mit dem Smart Wendeler Land installierten, Wetterradar auf dem Schaumberg konnten wichtige Flusspegelstände kontinuierlich beobachtet werden.

Beispielsweise stieg der Pegel des Urweiler Todbachs von normalerweise 20 Zentimetern auf 252 Zentimeter, die Blies an der Werkstraße von 39 Zentimetern auf 285 Zentimeter. Besonders außergewöhnlich war die Situation in Marpingen, wo der Alsbach-Pegel von 20 Zentimetern auf über 3 Meter anstieg, obwohl es dort selbst nicht stark geregnet hatte. Das Wasser kam aus dem benachbarten Tholey und sorgte drei Stunden später für das Hochwasser in Marpingen.

Insgesamt waren rund 500 Einsatzstellen im Landkreis betroffen, wobei etwa 1.000 Einsatzkräfte vor Ort waren, unterstützt von weiteren 432 Kräften aus umliegenden Landkreisen und Organisationen. Allein im Katastrophenschutzzentrum wurden rund 30.000 Sandsäcke mit 320 to. Sand gefüllt, um die Fluten zu bekämpfen.

Landrat Recktenwald hob hervor, dass die bürokratischen Prozesse zur Hochwasserhilfe rasch in Gang gesetzt wurden. 175 Anträge auf Soforthilfen (bis zu 1.000 Euro) wurden genehmigt und durch Land (50%), Landkreis (25%) und Kommunen (25%) finanziert. Eine zusätzliche Spendenaktion mit der Sparkasse brachte 51.000 Euro ein, die unter den Antragstellern verteilt werden.

Die Mitglieder des Kreistags äußerten sich positiv über die Reaktionen und Maßnahmen. Dennis Meisberger (CDU) dankte den Einsatzkräften und betonte die Bedeutung des Ehrenamts und sozialen Zusammenhalts im Landkreis: „Das Ehrenamt ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Im Landkreis St. Wendel stimmt das soziale Miteinander. Die CDU Fraktion sieht die Tagesordnungspunkte zur Hochwasserlage als selbstverständlich an,“ so Meisberger. Heinz Detlev Puff (SPD) lobte die vorsorgenden Maßnahmen, die in Sachen Katastrophenschutz bereits in den vergangenen Jahren ergriffen wurden, und forderte eine kontinuierliche Verbesserung. Edgar Huber (AfD) bezweifelte den Klimawandel und kritisierte das bestehende Kanalsystem im Landkreis. Er forderte statt weiterer Photovoltaikanlagen den Ausbau und die Modernisierung der Kanalisation sowie zusätzliche Rückhaltebecken. Heike Kugler (Freie Wähler) sprach sich für eine solidarische Lösung zur Versicherung von Gebäuden in hochwassergefährdeten Gebieten aus. Lars Schlaup (Grüne) lobte ebenfalls die Einsatzkräfte und die getroffenen Maßnahmen.

Erläuterungen zum Tagesordnungspunkt:

Die Lage an Pfingsten hat gezeigt, dass es an verschiedenen Stellen beim Unwettereinsatz des Katastrophenschutzzentrums im Vollbetrieb noch dringenden Handlungsbedarf gibt. Daher wurden folgende außerordentliche Investitionen vorgeschlagen:

  • Radlader: ca. 70.000 € brutto
  • Aggregat: ca. 10.000 € brutto
  • Tauchpumpen: ca. 30.000 € brutto
  • Sandvorratskammer: ca. 10.000 € brutto
  • Carport: ca. 35.000 € brutto

Summe: ca. 155.000 € brutto

Begründungen:

  • Radlader: Zur Befüllung der Sandsackfüllanlage wurde in der Vergangenheit auf Radlader der Kommune oder eines benachbarten Bauunternehmers zurückgegriffen. Das Pfingstereignis zeigte, dass die Fahrzeuge anderweitig im Einsatz waren. Daher soll ein eigenes, kleines Modell angeschafft werden.
  • Aggregat: Der gleichzeitige Betrieb zweier Sandsackfüllanlagen und weiterer elektrischer Geräte führte zur Überlastung der Stromversorgung. Ein mobiles Notstromaggregat soll solche Spitzenlasten zukünftig abfangen.
  • Tauchpumpen: Die vorhandenen Tauchpumpen waren oft nicht ausreichend. Daher sollen leistungsstärkere Pumpen mit einer Kapazität von 2.500 l/min angeschafft werden.
  • Sandvorratskammer: Um die Befüllung von Sandsäcken zeitnah zu beginnen, soll eine Vorratskammer am Katastrophenschutzzentrum eingerichtet werden, um nicht auf die Anlieferung von Sand angewiesen zu sein.
  • Carport: Durch die Anschaffung weiterer Gerätschaften und die Vergrößerung des Sandsackvorrates besteht ein dringender Unterstellbedarf, der durch einen Carport gedeckt werden soll.

Der Kreistag fasste den Beschluss, diese außerplanmäßigen Investitionen zu tätigen, wobei es eine Enthaltung seitens der AfD gab.

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