„Gesundheit macht Schule“ in Freisen

Gemeinschaftsschule Freisen: Kardiologe referiert über Herzgesundheit und mögliche Folgen des Cannabis-Konsums

Foto: v.l.n.r.: Schulleiter Marc André Müller und Dr. med. Tayfun Kaplan, Chefarzt der Inneren Medizin am Marienkrankenhaus St. Wendel (Foto: Karin Schüßler)

Wenn Gesundheit „Schule macht“, dann in der Gemeinschaftsschule in Freisen. Denn dort wird Gesundheit „groß geschrieben“! In Freisen wird umgesetzt, was so oft gefordert wird – an Schulen nicht nur theoretisches Schulwissen zu vermitteln, sondern auch praktisches Wissen für den Alltag und das ganze Leben. 

So hielt am 20.03.2025 im Rahmen der Gesundheitsprävention der Kardiologe und Chefarzt der Inneren Medizin am Marienkrankenhaus St. Wendel zu dem Thema „Die Auswirkungen von Cannabis und Energy Drinks auf das Herz-Kreislauf-System junger Menschen“ einen Fachvortrag vor ca. 120 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 9. 

Was könnte für junge Menschen von größerer Bedeutung sein als frühzeitig ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, auf den eigenen Körper zu achten, Lebensgewohnheiten zu überdenken und kritisch gegenüber scheinbar trendigen Produkten wie Energy-Drinks, E-Zigaretten und Cannabis zu sein – Substanzen, die bereits in jungen Jahren ernsthafte gesundheitliche Schäden bis hin zum Herzinfarkt und Schlaganfall auslösen können?

Seit seinem Amtsantritt als Schulleiter an der Gemeinschaftsschule Freisen im Jahr 2016 war es Marc André Müller ein besonderes Anliegen, die Schülerinnen und Schüler durch gezielte Gesundheitsprävention an eine gesunde Lebensweise heranzuführen.

Trinkwasserspender anstatt Cola- und Limoautomaten

In diesem Sinne war eine seiner ersten Amtshandlungen die Entfernung der stark frequentierten Getränkeautomaten mit Cola-Getränken und Limonaden. Ersetzt wurden diese durch zwei Trinkwasserspender, die jedem Kind den kostenlosen Zugang zu Wasser ermöglichen. „Von den Wasserspendern wird rege Gebrauch gemacht“, so der Schulleiter. „Jedem Kind wird bereits bei Schuleintritt eine wiederverwendbare Wasserflasche geschenkt“.

34 Schüler:innen aktiv im Schulsanitätsdienst – alle Lehrer:innen sind Ersthelfer – alle Schüler:innen ab Klassenstufe 7 werden geschult in Wiederbelebung!

Hier zeigt sich ein beeindruckendes Engagement der Schule für die Gesundheit und Sicherheit der Schüler:innen. Neben einer wöchentlich stattfindenden Sanitäts-AG sind 34 Schüler:innen der Klassenstufen 5 bis 10 aktiv im Schulsanitätsdienst, der seit 13 Jahren von einer Lehrerin der Schule betreut wird. Für die Kinder und Jugendlichen werden regelmäßig Erste Hilfe Lehrgänge angeboten, die sie bereits in die Lage versetzen, kleinere Verletzungen von Mitschüler:innen in Pausen im Sanitätsraum unter Anleitung versorgen zu dürfen. Und die Schulung aller Schüler:innen der Klassenstufen 7 bis 10 in Wiederbelebung ist ein großartiger Schritt, um schon früh das Bewusstsein für lebensrettende Maßnahmen zu fördern. Zusätzlich wurde ein Großteil des Lehrerkollegiums umfassend im Umgang mit den zwei schuleigenen Defibrillatoren geschult, wodurch die Schule auf akute Notfallsituationen vorbereitet ist.

Gesamtschule Freisen – eine Schule mit vielfältigen präventiven Angeboten

Neben Angeboten im Rahmen der Gesundheitsprävention bietet die Schule weitere präventive Angebote an zu den Themen Gewalt, Sexualität, Cybermobbing und Süchte, einerseits durch interne Schulungen und andererseits durch externe Vermittler der Inhalte, so wie an diesem Tag durch den Kardiologen und Chefarzt des Marienhauses, Dr. med. Tayfun Kaplan. 

Schulleiter Marc André Müller klagt über eine vermehrte Nutzung von sogenannten Vibes, E- Zigaretten, die süß schmecken und anstatt Rauch Dampf produzieren und so den Konsumenten suggerieren, nicht wirklich schädlich zu sein. Auch auf dieses Thema geht Chefarzt Dr. med. Kaplan in seinem Vortrag ein.

Der plötzliche Herztod, auch eine mögliche Folge von Drogenkonsum

Gesundheitliche Folgen durch Cannabis, Energy Drinks und E-Zigaretten – Chefarzt und Kardiologe Dr. med. Kaplan warnt!

Dass Rauchen, Alkohol und schlechte Ernährung der Gesundheit schaden, ist lange bekannt. Doch es zeigt sich, dass immer öfters junge Menschen ohne Vorerkrankungen in ein Krankenhaus aufgrund von Herzrhythmusstörungen eingeliefert werden. Im schlimmsten Fall kommt es zum plötzlichen Herztod. Dr. Kaplan ist es ein großes Anliegen, darüber in Schulen aufzuklären. Denn neben den bekannten Genussmitteln wie Zigaretten und Alkohol als Auslöser für schwerwiegende Gesundheitsprobleme werden mittlerweile Energy Drinks, Cannabis, E-Zigaretten, Amphetamine, Anabolika und das Shisha Rauchen der Liste der krankmachenden Verursacher von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zugefügt.  

Nicht nur die Herzgesundheit leidet unter dem Konsum der genannten Stoffe, auch das Gehirn mit der möglichen Folge von psychiatrischen Erkrankungen kann betroffen sein. Und die Auswirkungen auf die Zellgesundheit sind noch nicht erforscht.

Konsum von Amphetaminen, Kokain, Cannabis, Alkohol, Anabolika und die Folgen

Was machen Amphetamine? Amphetamine wirken wie Adrenalin und bringen das Herz unter Stress mit der Folge von Herzrhythmusstörungen. Es entstehen Vernarbungen am Herz, wodurch die Pumpleistung dezimiert wird. Im schlimmsten Fall kann sich ein plötzlicher Herztod einstellen.

Auch Kokain kann Herzrhythmusstörungen und eine Herzschwäche verursachen und zum plötzlichen Herztod führen. Amerikanische Studien belegen, dass bei 83 % der Konsumenten das Herz von Kokainabhängigen vernarbt und immer schwächer wird mit der Folge von Herzschwäche, Wasser in den Beinen und Luftnot. Derzeit werden auch im Marienkrankenhaus St. Wendel betroffene Patienten schon seit Wochen stationär behandelt.

Die Wirkung des Rauchens von Cannabis und das Konsumieren von Nikotinbeuteln haben den gleichen Effekt auf die Blutgefäße wie das Rauchen von Zigaretten! Nikotinbeutel haben einen sehr hohen Nikotingehalt und können Vergiftungen verursachen sowie eine schnelle Abhängigkeit von Nikotin erzeugen. Cannabis kann zu Gefäßentzündungen, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck führen. Insbesondere die erste Stunde nach Konsum ist kritisch, auch hinsichtlich des Auftretens von Herzinfarkten. Darüber hinaus kann Cannabiskonsum durch seinen Einfluss auf das Gehirn zu psychiatrischen Krankheitsbildern führen (Anmerkung der Redakteurin: hier ist nicht die Rede vom therapeutischen Einsatz medizinischer Cannabisprodukte mit deren positiven Einsatzmöglichkeiten)

Alkoholkonsum führt nachweislich zur Herzschwäche. Er erhöht die Herzfrequenz, erweitert die Blutgefäße und schwächt den Herzmuskel. 

E-Zigaretten und Shisha mit Shisha Tabak werden oft als weniger schädlich angesehen, bergen jedoch Risiken wie Nikotinabhängigkeit, schädliche Chemikalien und unklare Langzeitfolgen. Das eingeatmete Aerosol kann die Lunge und das Herz-Kreislauf-System belasten, weshalb sie keineswegs als harmlos gelten sollten.

Anabolika führen zu Muskelwachstum, aber auch beim Herzmuskel!
Anabolika können bei chronischem Konsum schwere Schäden im Herz-Kreislauf-System verursachen. 

Energy Drinks verursachen eine allgemeine Unruhe des Konsumenten, auch im Herz. Sie können zu Herzrasen, Bluthochdruck und Schlafstörungen führen. Teilweise werden Energy Drinks leichtfertig getrunken wie Wasser, ohne dass bewusst ist, wieviel Koffein, Zucker, kritische Zuckerersatzstoffe und weitere belastende Inhaltsstoffe darin enthalten sind. Nicht selten müssen junge Leute aufgrund hohen Konsums von Energy Drinks Notaufnahmen aufsuchen.

Gefährlich ist der gleichzeitige Konsum von Energy Drinks und Cannabis, da beide Substanzen die Herzfrequenz beschleunigen. Im Extremfall kann so das Risiko erhöht werden, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Der plötzliche Herztod 

Dr. Kaplan zeigt Fotos von jungen Sportlern, die zwischen 20 und 30 Jahren durch plötzliches Herzversagen verstarben. Auch aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz wurden solche Fälle gemeldet. Ursachen sind Durchblutungsstörungen am Herzen, aber auch eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann gefährlich werden und wird oft durch Infektionen (z. B. der Atemwege) verursacht. Auslöser einer Herzmuskelentzündung können Viren und Bakterien sein. Die Symptome sind Leistungsschwäche, Atemnot und Herzrasen. 

Es ist die Herzmuskelentzündung, die zum Tod, auch von jungen Menschen, führen kann. Deshalb ist es wichtig, sich warm anzuziehen, auch wenn die ersten Sonnenstrahlen durchscheinen. Denn die Sonne täuscht warme Temperaturen vor. Druck auf der Brust, Herzrasen, Atemnot? Sofort zum Facharzt oder in eine Klinik mit kardiologischen Fachärzten!

Schließlich erklärt Dr. Kaplan die Entstehung von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Durchblutungsstörungen in den Beinen durch Arteriosklerose. Dabei handelt es sich um die Ablagerung von Cholesterin in den Gefäßwänden, die Entzündungsreaktionen auslöst und letztendlich zu einem Gefäßverschluss führen kann.

Für die allgemeine Herzgesundheit empfiehlt er eine gesunde Lebensweise, gesunde Ernährung, Abbau von Übergewicht und ausreichend Bewegung. 

Die Schülerinnen und Schüler folgten sehr interessiert den Ausführungen des Arztes und äußerten sich sehr positiv hinsichtlich der Erkenntnisse, die sie an diesem Morgen mit nach Hause nehmen konnten. 

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