In Gedenken an Nico und die Suizidopfer im St. Wendeler Land – Erster „Tree of Memory“ gepflanzt

Mario und Sandra Kelter

Raus aus dem Tabu, stopp mit der Stigmatisierung der Hinterbliebenen – Der Verein TREES of MEMORY e.V. pflanzt weltweit Bäume der Erinnerung für Suizidopfer und die Angehörigen, die sie zurückgelassen haben. Der Initiator Mario Dieringer will so gegen das Tabu und vor allem das Stigma ankämpfen, das die Hinterbliebenen nach einem Suizid erfahren. Der erste Tree of Memory im Saarland wurde nun in St. Wendel am Panoramaweg in Höhe des „Ortes gegen des Vergessen“ durch Sandra und Mario Kelter aus Oberlinxweiler, die ihren Sohn an Suizid verloren haben, gepflanzt.



„Es gibt manchmal Tiefen, aber wir sind relativ stabil“, beschreibt Mario Kelter seine Gefühlswelt Jahre, nachdem sein Sohn Nico sich mit 19 Jahren das Leben genommen hat. „Ende des Monats sind es sechs Jahre“, sagt er. Seine Frau Sandra steht betroffen neben ihm, während er beschreibt, was sie in den vergangenen Jahren durchgemacht haben. „Es ist wichtig, dass die Gesellschaft einen Blick dafür bekommt, dass es wirklich wichtig ist, offen über diese Themen zu reden, damit sich nicht ein Graben von Betroffenen bildet, deren Umfeld nicht weiß, wie es mit ihnen umgehen soll“, so Kelter.

„Schuldgefühle, Gewissensbisse, eine große Leere, Schockzustand, Lethargie, Apathie, Ursachenforschung. Wäre es zu verhindern gewesen? – Viele Fragezeichen, wenig Antworten. Es ist eine schwierige Zeit und für das Umfeld ist es schwierig, damit umzugehen, weil es sich in der Regel überhaupt nicht in die Lage hineinversetzen kann“, beschreibt Landrat Udo Recktenwald die Zeit nach einem Suizid für die Hinterbliebenen. Mario und Sandra „gebühren hoher Respekt, hohe Anerkennung und Dank dafür, dass sie sich zurück ins Leben gekämpft haben.“

Zusammen mit Stefan Blasius haben sie ein Buch mit dem Namen „Nico kommt nicht mehr nach Hause“ verfasst. In diesem erzählen sie, was passiert ist, wie sich ihr Leben von einem auf dem anderen Moment verändert hat und wie sie damit und auch mit dem Stigma umgegangen sind, denn es gibt immer Menschen im Umfeld eines Hinterbliebenen, die insgeheim mit dem Finger auf ihn zeigen. Aber das Buch soll auch Mut machen, es soll für andere Betroffene ein Angebot für Hilfe sein, ihnen eine Perspektive in einer Zeit der Verzweiflung und vermeintlichen Perspektivlosigkeit geben.

Mario Dieringer, Gründer des Vereins TREES of MEMORY e.V.

Mit der Pflanzung des Baums der Erinnerung soll Nico und all der Suizidopfer im St. Wendeler Land gedacht werden. Es ist ein Esskastanienbaum – Nicos Lieblingsbaum. Er soll aber auch Mahnung sein, sagt Mario Dieringer, selbst ein Hinterbliebener und Initiator des Vereins TREES of MEMORY e.V.. Es ist der erste Baum, den er im Saarland mitpflanzt und der 24. in der Welt.  Seit drei Jahren ist er unterwegs, um mit seiner Initiative für Hinterbliebene da zu sein, ihnen beizustehen und das Thema Suizid aus dem Tabu zu holen. Damit darüber gesprochen wird, damit Betroffenen geholfen werden kann ehe es zu spät ist, weil man besser dafür sensibilisiert ist, damit mit Hinterbliebenen besser umgegangen werden kann und sie in dieser schweren Zeit nicht noch gegen Stigmas ankämpfen müssen.



Jeder befindet sich in seinem Leben einmal in schweren Zeiten. Wer Hilfe braucht, kann sich an die Seelsorge Saar wenden: 0800 111 0 111

Im St. Wendeler Landkreis gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen für Betroffene.

Informationen rund um das Thema Selbsthilfegruppen sowie die Möglichkeit, diese persönlich kennenzulernen, gibt es am Samstag, 26.09.2020 von 10.00 bis 15.00 Uhr auf dem Parkdeck der City Garage gegen dem Mia-Münster-Haus in St. Wendel.

Alle Infos zu TREES of MEMORY e.V. gibt es hier.

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