Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist jede dritte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Die Polizeiinspektion St. Wendel registrierte im vergangenen Jahr 139 Fälle häuslicher Gewalt, 2018 waren es 120, erschreckende Zahlen, die die Frauenbeauftragte des Landkreises St. Wendel, Ursula Weiland mitbringt. Zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, der am 25. November begangen wird, haben Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes gemeinsam mit Udo Recktenwald vorm Landratsamt eine Fahne gehisst, die auf diesen Tag hinweist.
1999 wurde der 25. November durch die UN-Generalversammlung zum „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ bestimmt. 2001 startete die Frauenrechtsorganisation „Terre des Femmes“ die Fahnenaktion, um auf diesen Tag hinzuweisen. Der DGB beteiligt sich seit 1999 am Aktionstag.
Mit diesem Tag soll vor allem den Frauen, die Gewalt in einer Partnerschaft erleben Mut gemacht werden, sich bei Hilfestellen zu melden. Denn das größte Problem sehen sowohl die Frauenbeauftragte als auch Kevin Wagner, Vorsitzender des DGB Kreisverband St. Wendel, darin, dass die Opfer sich in den meisten Fällen nicht trauen, Hilfe zu suchen.
Zu groß bleibt die Angst alleine zu sein oder nicht zu wissen, wo man hin kann. Dabei erklärt Ursula Weiland, dass es heutzutage sogar so ist, dass Opfer zunächst in der gemeinsamen Wohnung bleiben können, da die Täter von der Polizei mitgenommen werden. Vor allem für Mütter mit Kindern ist das eine sehr wichtige Möglichkeit. Denn nicht nur Frauen sind Opfer von häuslicher Gewalt. Auch Kinder sind oft betroffen. Und auch Männer machen einen größer werdenden Anteil der Opfer häuslicher Gewalt aus. Doch weiterhin kann man sagen, dass hauptsächlich Frauen und Kinder Opfer werden. Vor allem auch durch die Lockdown-Maßnahmen in der Corona-Pandemie verschärft sich nach Aussagen des DGB die Problematik der Gewalt im häuslichen Umfeld. Ursula Weiland kann zwar bislang noch keine Steigerung der Fälle feststellen hat jedoch auch die Hoffnung, dass sich durch Teilweise die Reduzierung von beruflichem Stress auch einiges in den Haushalten verbessert. Doch auch sie vermutet weiterhin eine hohe Dunkelziffer. „Jeder Fall ist einer zu viel!“, stellt Landrat Udo Recktenwald klar, „Aber Opfer häuslicher Gewalt finden landesweit und hier bei uns im Landkreis, etwa bei der Frauenbeauftragten des Landkreises, Hilfe, die sie in Anspruch nehmen sollten.“
Hilfe finden Betroffene an unterschiedlichen Stellen. Mögliche Anlaufstellen sind hier aufgelistet:
Bundesweites Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Tel. 08000 116 016
Frauennotruf Saarland Beratung für vergewaltigte und misshandelte Frauen e.V.: Tel. (0681) 36767
Frauenhaus Saarbrücken, Tel. (0681) 991800
Frauenhaus Saarlouis, Tel. (06831) 2200
Frauenhaus Neunkirchen, Tel. (06821) 92250
Beratungs- und Interventionsstelle für Opfer häuslicher Gewalt, Tel. (0681) 3799610
Selbsthilfegruppe Unbe-Herr-scht für Frauen, die häusliche Gewalt erleben oder erlebt haben im Landkreis St. Wendel, Frauenbüro, Tel. (06851) 801-2070
Elisabeth-Zillken-Haus, Frauen/Kinderaufnahme bei Obdachlosigkeit, Tel. (0681) 910270
Nele – Verein gegen sexuelle Ausbeutung von Mädchen e.V., Tel. (0681) 32043
(I)ntact e.V. – Internationale Aktion gegen Beschneidung von Mädchen und Frauen, Tel. (0681) 322400
Aldona e.V. Beratungsstelle für Migrantinnen und Beratungsstelle für Prostituierte, Tel. (0681) 373631
Beratung interkulturell, Therapie interkulturell, Tel. (0681) 373535
jede Polizeidienststelle: Tel. 110 oder Polizeiinspektion St. Wendel, Tel. (06851) 8980 – dort gibt es spezielle Schwerpunkt-Sachbearbeiter für Opfer häuslicher Gewalt.
Angst auf dem Heimweg? Heimweg-Telefon: 030/12074182
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Vertrauliche Hilfe nach sexueller Gewalt: Tel. (0681) 9622133