Ein Geschenk

Fachschaft Musik spielt Konzert zum 100. Geburtstag des Cusanus-Gymnasiums

Foto: Silke Dorscheid

„The Roaring Twenties“ waren ein wildes und gleichermaßen schwieriges Jahrzehnt – zumindest in Berlin. Es ist kaum anzunehmen, dass die Schülerinnen der „Höheren Töchterschule“, der Vorgängerschule des heutigen Cusanus-Gymnasiums, viel von dem ausschweifenden und freizügigen Nachtleben der Hauptstadt und anderer großer Städte mitbekamen. Wenn sie die teilweise frivolen Texte der damaligen Musik kannten, waren sie vermutlich gut beraten, dies in der Schule für sich zu behalten, denn ein Blick in die überlieferten Protokollbücher zeigt, dass auf den Klavieren der Schule weder „oberflächliche Musik“ noch Gassenhauer gespielt werden durften (Dienstanweisung vom 14.2.1920). Vor diesem Hintergrund war es ein wunderbares Geschenk der Musiklehrer an ihre Schule, dass sie das Publikum im Rahmen eines kleinen, aber feinen Konzertes in die musikalische Welt der Gründungszeit der Schule entführten.

Begleitet von Harald Bleimehl am Flügel präsentierte Katharina Becker Schlager von Friedrich Hollaender und anderen Komponisten. Titel wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ und „Eine kleine Sehnsucht“ belegen eindrucksvoll, warum Hollaender seinerzeit zu den populärsten Schlagerkomponisten zählte. Und die Zuhörer ahnen, dass seine Stücke sicher an der einstigen „Höheren Töchterschule“ nicht zum Repertoire gehörten. „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich bin doch zu schade für einen allein. Wenn ich jetzt grad‘ dir Treue schwöre, wird wieder ein andrer ganz unglücklich sein.“ Die augenzwinkernd vorgetragenen Überlegungen der Sopranistin münden in der Schlussfolgerung, dass die Sonne und die Sterne doch auch allen gehören.

Kaum anzunehmen, dass dies den Werten entsprach, welche den jungen Damen der ehemaligen Mädchenschule vermittelt wurden. Nach der „Ballade von Heinz Erhardt“ entführte Arnd Maldener die Zuhörer mit „Stardust“ und „Bye, bye Blackbird“ nach Chicago und New York. „Die Vorbereitung auf das Konzert hat uns unglaublich viel Freude bereitet“, betonte Katharina Becker. Der Spaß beim Zusammenstellen und Proben der Stücke war auch während des Abends im Konzertsaal der Kreismusikschule zu spüren. Wie eine Geschichte reihten sich die Lieder aneinander.

So spielte etwa Annika Bickelmann, Schülerin der Klassenstufe 12, die zur Freude ihrer Lehrer zur Teilnahme an dem Konzert bereit war, einen Tango auf der Geige und bot damit den passenden Übergang zu Katharina Beckers frecher Darbietung des Schlagers „Schau doch nicht immer nach der Tangogeigerin“. Der im Original besungene „Tangogeiger“ musste kurzerhand der weiblichen Form
weichen, damit die scherzhafte Rüge an Harald Bleimehl ihre Berechtigung hatte. Auch das Schlusslied „Abschiednehmen mit Musik“ demonstrierte eindrucksvoll, wie bedacht die Titel zusammengestellt waren.

Der langanhaltende Applaus am Ende gab dem stellvertretenden Schulleiter recht, der in seinen Dankesworten an die Akteure betonte, dass das Schulprofil des Cusanus-Gymnasiums zwei gleichberechtigte „M“ beinhaltet: Das „M“ für die mathematischen Fächer in „MINT-EC“ und das „M“ für „Musik“.

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