Wie hat sich unsere Gesellschaft durch die Corona-Pandemie verändert? Darüber hat Benjamin Kiehn, Gründer der FaRK – Fantasie- und Rollenspielkonvent, auf Facebook geäußert:
„Ich dachte, dass ich der Einzige bin, dem dieses Phänomen entgegen schlägt.
Falsch gedacht, alle Vereine mit denen ich gesprochen habe, viele Händler*innen und Künstler*innen erleben das Gleiche.
Die Welt ist wunderbar unverbindlich.
„Ich schaue mal“, „wenn die Zahlen es zulassen“ dazu die spontane Allzweckwaffe „ich hatte Kontakt“.
Die Ausreden sind vielschichtig und die Unverbindlichkeit ist gigantisch geworden.
Corona hat viel verändert und eine der gesellschaftlichen Veränderungen ist die, dass viele Menschen nur
noch ungern verbindlich zu oder absagen, planen oder Verpflichtungen eingehen.
Ich dachte wirklich, das beträfe nur meinen Wirkungskreis, nein, es betrifft wirklich alle Vereine mit denen ich gesprochen habe.
Das hat mich sehr überrascht.
Katastrophal dabei ist, dass diese Unverbindlichkeit dazu führt, dass die Ehrenamtslast für jene weiter steigt, die eh schon sehr engagiert sind.
Ich bin froh, dass viele der Mitglieder in unserem kleinen Verein engagiert sind – aber auch auf diese steigt der Druck ungemein durch jene die unverbindlich agieren.
Es kommen immer tolle Menschen dazu die unterstützen und dafür bin ich echt dankbar – auch für die alten Hasen/Häsinnen die Lücken füllen und Ausfälle abfangen.
Ich frage mich jedoch wie schnell 2 Jahre Pandemie die Gesellschaft verändern konnten.
Ich bin froh nicht der einzige zu sein der diese zwei Krankheitsbilder erkennen konnte.
Ich wünsche allen Vereinen Durchhaltevermögen und genug Kraft sich neu aufzustellen.
Danke an die alten und neuen Teammitglieder die verbindlich agieren und zuverlässig sind – ohne Euch gäbe es keine FaRK.“
Und der Zuspruch zu seinen Worten war auf Facebook sehr groß.
Hendrik schrieb: „Viele haben sich ins Private zurückgezogen. Die Anmeldezahlen zu Veranstaltungen sind um gut 30% zurück gegangen. Durch dieses Verhalten wird es immer schwieriger zu Planen. Es wird auch dazu führen, dass neue Formate nicht mehr ausprobiert werden, weil das finanzielle Risiko einfach zu hoch ist. Die nächsten Jahre werden darüber entscheiden, wie unser kulturelles Leben sich entwickelt. Mit den vielen „kleinen“ Veranstaltungen stirbt auch ein wesentlicher Pfeiler unseres sozialen Miteinanders.“
Matthias: „Leider kann ich solche Wahrnehmungen auch nur bestätigen Benjamin Kiehn.
Sollte diese Spirale weiter gehen, sehe ich in ganz vielen Bereichen große Probleme auf uns zukommen. Jedoch habe ich vor Corona diese Entwicklung auch schon bemerkt. Zusagen werden immer öfter gebrochen, bis zu letzt wird gewartet, ob es nicht noch was besseres gibt und Verbindlichkeit und moralische Verpflichtung wird immer weniger. Jedoch wurde dies durch die letzten zwei Jahre unumstritten nochmals verstärkt.
Richten wir uns aber an all denen auf, auf die noch Verlass ist und lasst uns gemeinsam Vorbild sein, auch wenn Rückschläge das oft schwer machen.“