Um das Thema Schwangerschaft kursiert eine Vielzahl an Mythen, Halb- und Unwahrheiten. Viele geben, meistens ungefragt, ihren Senf zum Besten und fühlen sich als Experten. Für werdende Eltern kann es bei der Breite an Behauptungen schwierig sein, die Fakten von den Ammenmärchen zu trennen. Im folgenden Artikel stellen wir euch häufige Aussagen zum Thema Schwangerschaft vor und beleuchten diese genauer.
Hin und wieder ein Glas Alkohol während der Schwangerschaft ist nicht schädlich für das Baby
Ein absolutes No Go! Schwangerschaft und Alkohol sind nicht miteinander vereinbar. Alkoholhaltige Getränke können großen Schaden anrichten, denn Alkohol ist ein Zellgift, auf das ein Embryo besonders empfindlich hinsichtlich der Entwicklung des Gehirns reagiert. Studien zeigen, dass bereits weniger als ein Glas Wein pro Tag Auswirkungen auf das Kind haben kann. Schwangere, die etwa einmal pro Woche vermehrt Alkohol trinken, können alkoholgeschädigte Kinder bekommen, die an der Krankheit „Fetales Alkoholsyndrom“ (FAS) leiden. Menschen mit dieser Erkrankung fallen oft optisch auf, weil sie sehr klein gewachsen sind und ihre körperlichen Proportionen nicht übereinstimmen. Außerdem zeigen sie Verhaltensauffälligkeiten, viele von ihnen leiden unter vielfachen geistigen Einschränkungen und häufig verfügen sie nur über einen sehr niedrigen Intelligenzquotienten. Deshalb wird jeder Schwangeren dringendst geraten, auf Alkohol gänzlich zu verzichten.
Eine Raucherin sollte während der Schwangerschaft nicht aufhören, da sonst das Baby an Entzugserscheinungen leidet
Rauchen vor der Geburt schadet der körperlichen und geistigen Entwicklung des Babys erheblich, denn der Tabakrauch enthält etliche giftige und krebserregende Stoffe, die eine rauchende Schwangere in große Mengen über die Plazenta an ihr ungeborenes Kind weitergibt. Nikotin verursacht außerdem Sauerstoffmangel, der sich ebenso negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirkt. Beispielsweise können Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaften, Früh- und Fehlgeburten, Beeinträchtigungen der Plazentafunktion, ein geringes Geburtsgewicht des Kindes, eine eingeschränkte Herzfrequenz und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit des Kindes Folgen von Rauchen in der Schwangerschaft sein.
Schwangere können so viel Koffein zu sich nehmen, wie sie wollen
Die Menge macht´s! Überschaubare, bewusst dosierte Mengen von etwa zwei Tassen an koffeinhaltigen Getränken pro Tag sind für das Kind unbedenklich. Auch bei Schwarz- oder Grüntee und anderen Getränken wie Cola sollte man auf die Menge, die man sich zu sich nimmt, achten. Der Konsum in Maßen ist nicht schädlich, aber wenn man darauf verzichten kann, umso besser. Der Referenzwert der Handlungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von 200 Milligramm Koffein pro Tag während der Schwangerschaft bezieht sich jedoch nicht nur auf die konsumierten Getränke, sondern auch auf die Koffeindosis, die in anderen Lebensmitteln enthalten ist. Energy Drinks sollte man in der Schwangerschaft gar nicht zu sich nehmen, da die enthaltene Menge an Koffein oft zu hoch ist und die Auswirkungen anderer Inhaltsstoffe – wie zum Beispiel Taurin – noch nicht abschließend erforscht sind.
Schwangere müssen für Zwei essen
Das stimmt nicht! In den ersten drei Monaten sollte eine Schwangere ganz normal essen, das heißt pro Tag rund 2000 Kalorien zu sich nehmen (je nach Alter, Größe, Gewicht, Aktivität, ggfs. Mehrlingsschwangerschaft kann der Bedarf variieren). Ab dem 4. Monat und auch nochmal im dritten Trimester steigert sich der Kalorienbedarf jeweils um etwa 250 kcal, das entspricht etwa einem Vollkornbrot mit Margarine und Käse. Die Qualität der Nahrungsmittel steht an oberster Stelle, denn eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig für Mutter und Kind. Da die Verdauungsmechanismen in der Schwangerschaft langsamer arbeiten, kann es helfen, über den Tag hinweg mehrere kleine Mahlzeiten statt 3 größerer Mahlzeiten zu essen. Bis zum Ende der Schwangerschaft liegt eine Gewichtszunahme von 12 bis 15 Kilogramm im normalen Bereich.
Alle Schwangeren haben komische Gelüste
Der Geschmacks- und Geruchssinn kann, muss sich aufgrund des veränderten Hormonhaushaltes während der Schwangerschaft aber nicht verändern. Einige Schwangere bekommen plötzlich Lust auf ganz bestimmte Lebensmittel oder auch auf solche, die sie zuvor gar nicht gerne gegessen haben. Umgekehrt widerstehen ihnen Gerichte oder Nahrungsmittel, die sie vorher gerne verzehrt haben.
Alle Schwangeren haben im ersten Trimester typische Schwangerschaftsbeschwerden
Der Körper einer Schwangeren braucht insbesondere im ersten Trimester seine Zeit bis er sich auf die Hormonumstellung eingestellt hat. Das zeigt sich in dieser Phase häufig durch Kreislauf- und Schlafprobleme, Übelkeit, Erbrechen, Müdig- und Kraftlosigkeit. Nach den ersten drei Monaten lassen die Beschwerden bei vielen Schwangeren nach. Manche Schwangere haben jedoch auch keinerlei Symptome, bekommen regelrechte Energieschübe, blühen auf und fühlen sich besser denn je.
Schwangere machen besser keinen Sport
Blödsinn, moderate Bewegung sollte (in einer normal verlaufenden Schwangerschaft) in den Alltag einer Schwangeren integriert werden. Besonders geeignet sind Sportarten ohne Verletzungsgefahr, wie etwa Schwimmen, Walken und Schwangerschaftsyoga. Diese körperliche Betätigung wirkt sich positiv auf das Allgemeinbefinden aus, und so bleiben Körper und Seele in Einklang. Außerdem hilft Sport dabei, einer übermäßigen Gewichtszunahme entgegenzuwirken und stärkt das Immunsystem und den Beckenboden, was sich natürlich bei der Geburt positiv bemerkbar macht.
Das Aussehen des Babybauches verrät das Geschlecht des Kindes
Quatsch! Weder die Optik des Bauches noch das Wohlbefinden der Mutter geben Aufschluss darüber, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge wird. Wie es einer Frau während der Schwangerschaft ergeht, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Wenn man schon relativ früh über das Geschlecht des Kindes Bescheid wissen möchte, kann man dies über einen Bluttest ab dem 4. Monat mitbestimmen lassen oder man muss den großen Ultraschall in der Regel ab der 20. Schwangerschaftswoche abwarten, wobei die Ultraschalluntersuchungen keine absolut verlässliche Bestimmungsmethode sind.
Schwangerschaftsstreifen können verhindert werden
Ob Schwangerschaftsstreifen auftreten oder nicht, ist eine individuelle Frage. Risikofaktoren für Dehnungsstreifen sind unter anderem die genetische Veranlagung und die Gewichtszunahme der Frau während der Schwangerschaft. Einölen, Cremen und Massieren fühlt sich gut an, aber bisher gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Schwangerschaftsstreifen dadurch vorgebeugt werden kann. Wer es schafft, über die Schwangerschaft ein gesundes Gewicht zu halten, verbessert seine Chancen wohlmöglich gar keine Dehnungsstreifen zu entwickeln. Gleichzeitig können ausgewogene Ernährung sowie ausreichendes Trinken, beispielsweise von Wasser, die Struktur der Haut positiv beeinflussen.