Von Teelichtofen bis Holzkohlegrill im Haus

Brandgefährlich – Schornsteinfeger und Feuerwehr warnen vor Teelichtofen und weiteren Wärme-Experimenten

Schornsteinfegermeister Heinz-Detlev Puff und Kreisbrandinspektuer Dirk Schäfer warnen vor Gefahren bei Heizexperimenten
Von links: Schornsteinfegermeister Heinz-Detlev Puff und Kreisbrandinspekteur Dirk Schäfer warnen vor Gefahren bei Wärme-Experimenten (Foto: Jessica Weber)

Energiekrise und Inflation können zu lebensgefährlichen Sparmaßnahmen verleiten. Deshalb haben das Schornsteinfegerhandwerk und die Feuerwehr eine Aufklärungskampagne gestartet, um Menschen für die Gefahren von Wärme-Experimenten zu sensibilisieren. In einem Pressegespräch im St. Wendeler Landratsamt haben Kreisbrandinspekteur Dirk Schäfer und Heinz-Detlev Puff  von der Schornsteinfegerinnung für das Saarland am vergangenen Dienstag auch Social-Media-Trends angesprochen, die nicht nachgeahmt werden sollten. Zudem geben sie Tipps, wie man energiesparend heizen kann. Alles darüber lest ihr in diesem Artikel.

Tictoc-Trend kann zu lebensgefährlichem Experiment werden

Viele haben die kurzen Videos auf Tictoc oder die Reels in anderen Sozialen Medien zu den Teelichtöfen bereits gesehen. Schäfer und Puff sehen darin ein hohes Gefahrenpotenzial und raten deshalb davon ab, diesen Trend nachzuahmen. Bei einem Teelichtofen handelt es sich auf den ersten Blick um eine einfache und preislich überschaubare Anschaffung, die vermeintlich schnelle und günstige Wärme verspricht. Ein Ton- oder Terracottatopf wird mit einem kleinen Abstand über mehreren Teelichtern platziert, soll sich so aufwärmen und die Wärme an seine Umgebung abgeben.

Das Problem: Ab einer bestimmten Temperatur fängt Wachs an zu sieden und zu brennen. Stehen mehrere Teelichter eng beieinander, entstehen schnell höhere Temperaturen und es kann zu einem Flächen-Wachsbrand kommen. Ein wärmespeichernder Ton- oder Terracottatopf begünstigt diesen Effekt und heizt sich außerdem so stark auf, dass bei Berührung Verbrennungsgefahr besteht. Wer einen oder gleich mehrere Teelichtöfen über längere Zeit nutzt, verschlechtert zudem das Raumklima. Die brennenden Teelichter verbrauchen Sauerstoff und geben Verbrennungsrückstände wie Ruß oder Feinstaub an die Umgebung ab. Nach einiger Zeit herrscht spürbar dicke Luft im Raum. Deshalb empfiehlt Schäfer zusätzlich zum Rauchmelder auch einen Kohlenmonoxidmelder. Schlägt dieser Alarm, muss sofort gelüftet werden und alle Personen müssen den Raum verlassen.

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Ein Wachsbrand verhält sich wie ein Fettbrand

„Kommt es zu einem Wachsbrand, kann man den nicht einfach auspusten. So verteilt sich das brennende Wachs und die Situation verschlimmert sich immens“, warnt Dirk Schäfer, auch mit Wasser können und sollten Wachsbrände niemals gelöscht werden, so der Kreisbrandinspekteur. Das habe einen ähnlichen Effekt, wie das Auspusten: das brennende Wachs verteilt sich und brennt weiter. In einem solchen Fall können nur ein Feuerlöscher der Klasse F, der auch für Fettbrände eingesetzt werden kann, oder eine Löschdecke helfen. Um diese Situation gänzlich zu vermeiden, sollte von Teelichtöfen abgesehen werden, wer einen hat, muss darauf achten, dass die Kerzen einen Mindestabstand von 3 cm zueinander haben, damit sich das Wachs nicht entzünden kann.

Beunruhigende Tatsache: Fast keine Kleinstflüssiggasflaschen mehr erhältlich

Dass fast keine Kleinstflüssiggasflaschen mehr auf dem Markt erhältlich sind, macht Heinz-Detlev Puff und Dirk Schäfer Sorgen. Das führt zu der Befürchtung, dass diese Flaschen auch in geschlossenen Räumen benutzt werden, um Gasheizstrahler und auch Katalytöfen zu betreiben. Das kann lebensgefährlich werden. In einem solchen Fall wird Gas in einem geschlossenen Raum verbrannt, was Kohlendioxid erzeugt. „Wenn das Gas- Luftgemisch unterschritten wird, entsteht Kohlenmonoxid, das ist lebensgefährlich“, warnt Puff. Zudem werden solche Heizungen oft neben brennbaren Möbeln aufgestellt. „Die Brandgefahren hier dürfen nicht unterschätzt werden“.

Bloß nicht: Holzkohlegrill in der Wohnung als Heizalternative

Es klingt absurd, ist aber schon vorgekommen: Menschen haben versucht, ihren Holzkohlegrill in der Wohnung als Heizung zu verwenden. Wer schon mal gegrillt hat, und das hat im Saarland wohl schon jeder, weiß, wie stark die Rauchentwicklung gerade beim Anzünden eines solchen Grills sein kann. „Holzkohle produziert pures Kohlenmonoxid“, warnt Puff. Auch Heizstrahler, die draußen an kälteren Abenden für etwas Wärme sorgen, dürfen auf keinen Fall in der Wohnung verwendet werden. Diese verbrennen Gas, was Kohlenmonoxid produziert. Im schlimmsten Fall enden solche Experimente tödlich.

Verbrennen von feuchtem Holz kann zu Kaminbrand führen

Frisch eingeschlagenes Holz wird für bis zu 200,- Euro pro Schüttraummeter angeboten. „Bei dem Preis ist Holz auch keine günstige Alternative mehr zu Gas oder Öl. Aus Angst vor einem Einbruch der Gasversorgung kaufen die Menschen allerdings große Mengen an Holz ein. Hier muss auf etwas Wichtiges geachtet werden, weiß Puff: „Frisch eingeschlagenes Holz darf nicht verbrannt werden. Es darf maximal einen Feuchtegehalt von 25% haben“, Puff rät sogar zu einer Restfeuchte von 20%. Wird frisches Holz im Ofen verbrannt, führt diese Verbrennung zu Glanzruß. „Das ist purer Kohlenstoff,“ so Puff, „wenn sich dieser Kohlenstoff im Schornstein entzündet, redet man von einem Rußbrand oder Kaminbrand“. So ein Brand kann Temperaturen von um die 1000 Grad erreichen. „Ältere Schornsteine halten das nicht aus, Edelsteinschornsteine erst recht nicht“. Es kann schnell zu einem Brand kommen.

Ein Kaminbrand kann fatale Folgen haben, klärt Schäfer auf. Durch die Strahlungswärme kann es beim umliegenden Gebälk und Möbeln, die in der Nähe aufgestellt sind, zum Brand kommen. Zudem kann es, je nach Beschaffenheit des Kamins, zu Rissen kommen, deshalb ist es unumgänglich, diesen nach einem Kaminbrand fachmännisch prüfen zu lassen. Denn durch diese Risse können später auch gefährliche Gase in die Wohnung eintreten und zu Gesundheitsschädigungen führen.

Kaminbrand auf keinen Fall mit Wasser löschen

„Wenn ein Kaminbrand festgestellt wird, darf man diesen auf keinen Fall mit Wasser löschen“, so Schäfer. „Der Effekt ist der, dass der Wasserdampf den Kamin auseinanderdrückt und dann auch eine entsprechende Brandausbreitung vorhanden ist“. Die Feuerwehr versuche nach Möglichkeit, den  Schornstein brennen zu lassen, bis der Schornsteinfegermeister komme, sodass der Brand durchzieht. Sie kümmere sich im Haus darum, dass Möbel in der Umgebung weggeräumt werden und positioniere auf jeder Etage eine Aussicht, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer Ausbreitung kommt.

Schäfer und Puff befürchten, „dass wir im Winter keine ruhige Minute mehr haben werden, wenn die Leute zu einem schlechten Heizverhalten neigen“.

Darauf achten, was Ofen verbrannt werden darf

Es gibt Holzöfen, die ausschließlich für Scheitholz geeignet sind, dann gibt es welche, in denen auch Braunkohlebriketts verbrannt werden dürfen. Wovon man auf jeden Fall absehen soll, ist es, behandeltes Holz oder andere Stoffe zu verbrennen. Bei der Verbrennung von gestrichenem oder gelacktem Holz kommt es zur Bildung von Giften.

Wir können analysieren, was tatsächlich verbrannt wurde„, erklärt Puff. So hat er auch schon Reste von Gelben Säcken in Öfen entdeckt. „Damit gefährdet man sich selbst und die Umwelt, außerdem ist es verboten“.

Alte Öfen können nicht ohne Weiteres wieder aktiviert werden

Manche haben noch einen alten Kaminofen im Keller stehen. In der aktuellen Zeit ist es nicht abwegig, dass man darüber nachdenkt, diesen wieder zu aktivieren, das ist allerdings nicht ohne Weiteres möglich. Es gibt verschiedene Beschränkungen: Die Bundesemissionsschutzverordnung besagt beispielsweise, ab welchem Baujahr ein Ofen nicht mehr betrieben werden darf. Darüber hinaus muss ein Schornsteinfeger die Funktionsfähigkeit des Ofen überprüfen. Wer einen alten Ofen wieder installieren möchte, muss das vorher also unbedingt abklären und diesen von einem Fachmann überprüfen lassen.

Elektroheizgeräte müssen ordnungsgemäß genutzt werden

Dirk Schäfer appelliert an die Bevölkerung, Elektroheizgeräte richtig anzuschließen. Diese dürfen nicht an Mehrfachstecker angeschlossen werden. Wer das doch tut, muss darauf achten, welche Zulassung dieser hat. Die Leitungen und Steckdosen dürfen nicht überlastet werden, denn so kann es zu einem Brand kommen, wenn sich beispielsweise die Kabel überhitzen oder das Gehäuse anfängt zu schmoren.

„Auf keinen Fall mehrere Elektroheizungen an einen Stromkreis hängen, das hat sonst den gleichen Effekt wie bei den Mehrfachsteckdosen.“ Wenn man sich ein E-Heizgerät zulegt, solle es unbedingt ordnungsgemäß verwendet werden. Außerdem sind sie nicht für den Dauerheizbetrieb geeignet.

„Wenn jeder Bürger und jede Bürgerin im Winter unser Stromnetz mit einer E-Heizung zusätzlich belastet, dann bricht unsere Energieversorgung zusammen“, warnt Puff. „Die Leitungsquerschnitte der Energieversorger lassen es nicht zu, dass so eine Hochbelastung auszuhalten ist“. In solchem einem Fall kann nicht einfach ein Hebel betätigt werden, der den Strom wieder einschaltet, es müssten erst wieder alle Heizungen vom Netz genommen werden, bis die Versorgung wieder hochgefahren werden könnte.

Nützliche Energiespartipps

Puff und Schäfer wollen auf das Gefahrenpotenzial von Heizexperimenten hinweisen. Sie geben aber auch ein paar nützliche Tipps, wie man es schafft, Energie einzusparen:

  • Heizung warten lassen: Sind alle Rohre richtig isoliert? Ist das nicht der Fall, verliert man pro Meter Rohr zwischen 8 und 10 Watt.
  • Raumtemperatur in der Nacht nicht unter 16 Grad sinken lassen, sonst verbraucht die Heizung für das Aufheizung am Morgen deutlich mehr Energie als wenn die man die Minimaltemperatur von 16 Grad nicht unterschreitet.
  • Regelmäßiges Stoßlüften: Einige Minuten lüften, dabei Fenster und Türen komplett öffnen, sodass sich die Luft austauschen kann, dann wieder alles schließen.
  • Der Vorteil von frischer Luft in der Wohnung: Ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft eher hoch, fühlt sich die Raumtemperatur kälter an. Durch regelmäßiges Lüften hält man ihn niedrig.
  • Dickerer Wollpulli: Natürlich hilft es auch, sich wärmer anzuziehen, um Energie einsparen zu können

„Wir hoffen, dass wir die Menschen für die Gefahren sensibilisieren können, damit es im Winter nicht zu unzähligen Einsätzen kommt“, sagen Puff und Schäfer.

 

 

 

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